Titre : Freie Presse für Elsass-Lothringen
Éditeur : [s.n.] (Strassburg)
Date d'édition : 1939-05-08
Notice du catalogue : http://catalogue.bnf.fr/ark:/12148/cb34420707c
Type : texte texte
Type : publication en série imprimée publication en série imprimée
Langue : allemand
Description : 08 mai 1939 08 mai 1939
Description : 1939/05/08 (A42,N107). 1939/05/08 (A42,N107).
Description : Collection numérique : Bibliographie de la presse Collection numérique : Bibliographie de la presse
Description : Collection numérique : Europeana. Guerre de... Collection numérique : Europeana. Guerre de 1914-1918
Description : Collection numérique : Fonds régional : Alsace Collection numérique : Fonds régional : Alsace
Description : Collection numérique : Collections de la... Collection numérique : Collections de la Bibliothèque nationale et universitaire de Strasbourg
Droits : conditions spécifiques d'utilisation - BnF-partenariats, Presse Ancienne RetroNews
Identifiant : ark:/12148/bd6t5577344f
Source : Bibliothèque nationale et universitaire de Strasbourg, M.600.058
Conservation numérique : Bibliothèque nationale de France
Date de mise en ligne : 25/07/2022
Nr. 107 <=> с=э 42. Jahrgang
Montag, 8. Mai 1939
Publicité extra -régionale; La Presse Populaire
5, Rue Saint-Augustin, Paris 11 e
Téléphone Richelieu 69.CC
Einzelnummer 50 Cts,
Abonnement; 9.50 Frs. monatlich
Rédaction et Administration:
Strasbourg:,!,rue de Bienne - Compte ch. post. 7222
Tél. Rédaction 229.60 - Expédition 212.93
LA PRESSE LIBRE
S.ozia listisches Organ für das Département du Bas-Rhin
/f Die vernünftige Spra-
che Becks sticht glücklich
vom Brandstiftertone
der Berliner Ansprachen
ab. Die Möglichkeit
einer Regelung ist dem-
nach nicht ausgeschlos-
sen. /z
(Aus der katholischen
„Libre Belgique 0 .)
Was meinte Beek damit?
Polen sollte Schmiere stehen
Deutschlands Appetit auf die Ukraine.
Po’en hätte für Hilfeleistung territoriale Kompensationen erhalten.
STRASSBURG, 7. Mai.
Der polnische Aussenminister Beck,
der die deutschen Machthaber nicht
nur aus ihren offiziellen Reden kennt,
der seit Jahren persönlich mit ihnen
öfters zusammenkam, der sie so quasi
auch im politischen Négligé zu sehen
bekam, sprach in seiner Antwort auf
Hitlers Reichstagsrede u. a. auch fol-
genden Satz:
«Von prominenten Vertretern der
deutschen Regierung sind nicht offi-
zielle Anspielungen gemacht worden.
Aber bei diesen Gesprächen wurden
auch noch andere Anspielungen ge-
macht, die weit über das eigentliche
Thema hinausgingen. Ich behalte mir
das Recht vor, nötigenfalls auf diese
Frage ztirückzukommen.»
Diese Redewendung liess die Welt
auf horchen. Was wollte Beck damit
sagen? Welche Anspielungen promi-
nenter Vertreter der deutschen Regie-
rung, worunter doch nur Hitler
selbst oder Göring, mit dem Bcck
öfters auf der Jagd war, gemeint sein
können, hatte der polnische Aussen-
minister im Auge?
Nach einer Havasmeldung aus
Warschau scheint sich das Dunkel
über diese Bemerkung Becks zu erhel-
len. Nach dieser Quelle kommentieren
die diplomatischen Kreise Warschaus
diesen Passus der grossen politischen
Rede Becks wie folgt:
Allgemein wird aus der Diskretion
des II. Bcck die Schlussfolgerung gezo-
gen, dass der Aussenminister absicht-
lich nicht präziser sein wollte, um die
deutsche Regierung nicht in Verlegen-
heit zu bringen. Nichtsdestoweniger
hat man den Eindruck, dass diese An-
spielung gewisse Vorschläge betraf, die
PARIS, 7. Mai. In Paris wird die Mög-
lichkeit nicht von der Hand gewiesen, dass
vorlautig weder Deutschland noch Pulen
mit Verhandlungen beginnen wollen und
daher ein ähnliches Verhältnis entstehen
könnte, wie cs sich heute zwischen Italien
und Frankreich herausgebildet hat. Diese
Aussicht gehört jedoch zu der längst in
Rechnung gestellten «Nervenprobe», die
sich noch monatelang hinziehen kann.
Wenn gewisse Gerüchte wissen wollen, dass
aus den deutsch-italienischen Gesprächen
eine neue Demonstration der Achse her-
vorgehen werde, vielleicht sogar in der
Form eines Militärbündnisses, so wird
demgegenüber hier bemerkt, dass sich
keine wesentliche Neuerung bilden werde.
Ausserdem wird jetzt den russischen Vor-
schlägen eine englisch-französische Ant-
wort zuteil, die einen Abschluss als bevor-
stehend erwarten lässt. Jedenfalls betont
der hiesige Sowjet-Botschafter, das» der
Wechsel im Volkskommissariat des Aus-
wärtigen die Verhandlungen mit den West-
mächten keineswegs störend bceintlussen
werde.
seitens befugter Persönlichkeiten des
Reiches über Sowjetrussland gemacht
worden waren.
Wohin diese Pläne zielten, darüber
weiss die « Transcontinental Press »
folgendes zu berichten:
«Deutschland habe Polen ein gemein-
sames Vorgehen gegen Russland vor-
geschlagen und ihm territoriale Kom-
pensationen dafür in Aussicht gestellt.
Falls dies zutreffend ist, kann mit
Sicherheit angenommen werden, dass
Polen diese Vorschläge abgelehnt hat,
da es die im polnisch-sowjetrussischen
Pakt übernommenen Verpflichtungen
nicht verletzen wollte.»
Havas bemerkt dazu in seiner War-
schauer Meldung:
Wie dem auch sei, die Tatsache, dass
die «Transcontinental Press» solche
Enthüllungen veröffentlichte, ist im
höchsten Grade bezeichnend, denn of-
fenbar wollte man der Oeffentlichkeit
zur Kenntnis bringen :
1. dass gewisse Absichten Deutsch-
lands aggressiver Art waren;
2. dass Polen es abgefeimt hat, als
Instrument für eine solche Politik zu
dienen und vor allem, dass es mit Sow-
jetrussland in keinen bewaffneten Kon-
flikt sich einlassen wollte.
Die Anspielungen des Aussenmini-
sters Beck auf gewisse Sond erungen
Deutschlands bei Polen haben in Ber-
lin eine grosse Unzufriedenheit her-
vorgerufen. Nach Auskünften aus
gewöhnlich gut informierten Quellen
soll Polen wiederholt ersucht worden
sein, an einer grossen territorialen Um-
gestaltung mitzuhelfen; in erster Linie
sei die Schaffung eines unabhängigen
ukrainischen Staates geplant gewesen.
Da Polen jedoch in dieser Affäre nicht
die Rolle eines «Soldaten Deutsch-
lands» spielen wollte, wird ihm heute
von Deutschland vorgeworfen, dass
cs der «Soldat Englands» sei.
Bestätigen sich diese Meldungen,
dann dürfte das Rätselraten über
Russlands aussenpolitische Haltung ein
sehr schnelles Ende finden.
Polnisches Bündnis mit Litauen?
h. WARSCHAU, 7. Mai. Das Mili-
tärorgan «Polska Zbronja» widmet
heute Litauen einen Artikel und lässt
die Möglichkeit einer polnisch-litaui-
schen Allianz durchblicken. Dieser
Artikel erscheint just zwei Tage vor
der Ankunft des litauischen General-
stabschefs Raszikis in Warschau.
«Dobry Wieczor» schreibt: Die Ver-
antwortung für die kommenden Ereig-
nisse liegt in Berlin. Berlin muss Be-
weise für seinen Verständigungswillen
liefern. Die gemässigte Form der Rede
Becks liefert der deutschen schlechten
Laune die gewünschte Herausforderung
nicht. Deutschland fühlt sich isoliert.
Uebrigens wird ihm der Graf Ciano
sicher keine unnachgiebige Haltung
anraten. Man spricht in London von
einer Friedensinitiative des Papstes.
Die Welt hofft, dass der gesunde Ver-
stand in Deutschland triumphieren
werde.
*
Deutsche Hetze gegen Polen geht
weiter.
h. BERLIN, 7. Mai. Auf die Rede des H.
Beck antwortet die deutsche Presse mit der
Aufzählung deutschfeindlicher Exzesse, die
sich in Polen abspielen sollen. «Wachsen-
der Terror gegen die Deutschen in Polen»,
«Wilde polnische Exzesse» etc., das sind
die Titel, die man in den Blättern vorfindet,
lieber die Rede des H. Beck liest man Titel
wie «Beck spielt den starken Mann» etc.
Der «Danziger Vorposten» schreibt: «Die
Beunruhigung in Polen war unnötig, weil
die Grossmacht Polen nicht die nötigen
Schultern und Fäuste hat, um auf den euro-
päischen Tisch zu schlagen.» Die «Berliner
Zeitung am Mittag» schreibt^ «Anstatt nütz-
liche Politik zu treiben, hat Beck offen-
sichtlich für die Galerie gesprochen, wo die
Einkreiser neben den chauvinistischen Mi-
litärs und den Katastrophenpolitikern sas-
sen. Gestern fragte man sich: Wohin steu-
ert Polen? Heute weiss man es.»
im Schlepplau Hillers.
h. MAILAND. 7. Mai. Nach Beendigung
der Mailänder Gespräche wurde folgendes
Communiqué veröffentlicht :
Reichsaussenminister von Ribbentrop
und Graf Ciano, Aussenminister von Ita-
lien, haben im Laufe ihrer Gespiäche am
6. und 7. Mai die politische Lage einer
gründlichen Prüfung unterzogen. Hierbei
haben sie erneut die völlige L'ebereinstim-
mung der Auffassungen ihrer Regierungen
in jeder Hinsicht festgestellt und beschlcs-
sen, endgültig in einem politischen und
militärischen Pakt die Beziehungen der
beiden Achsenmächte festzu’egen. Deutsch-
land und Italien wollen hiei durch wirksam
zur Sicherung des Friedens in Europa bei-
tragen.
Die italienische Presse sucht hauptsäch-
lich nachzuweisen, dass die deutsch-italie
nischen Gespräche von Mailand keinen
offensiven Zweck hatten. Was die deutsch-
polnische Spannung anbetrifft, so fasst
Virginie Gayda in der «Voce d'Italia» den
deutschen Standpunkt kurz folgendermas-
sen zusammen:
1. Das Danziger Problem sollte durch
eine Volksabstimmung der dortigen Bevöl-
kerung geregelt werden.
2. Es sei nun an Polen, die Fühlung mit
Deutschland wieder aufzunchmen zur Re-
gelung der zwischen den beiden Ländern
schwebenden Probleme, welche eine akute
Schärfe erreicht haben.
Gayda macht dann Frankreich und
Grossbritannien den Vorwurf, dass sie
durch ihre Intervention Polen zu einer
feindseligen Haltung gegen Deutschland
veranlasst haben.
Türkei uni Russland.
h. ANKARA, 7. Mai. Das nach dem Besuch
des russischen. Volkskommissars Potemkin
in Ankara veröffentlichte Communiqué stellt
einmal mehr die volle Uebereinstimmung der
beiden Regierungen in den Fragen der inter-
nationalen Politik fest. Die beiden befreun-
deten Nachbarländer, so heisst es im Commu«
niqué, sind entschlossen, die sie einigenden
Herr VON PAPEN.
den Hitler nach Ankora schickte, um ein
türkisch-russisches Abkommen zu verhin-
dern.
festen Bande, die ein wertvolles Unterpfand
für den Frieden bilden, noch mehr zu festi-
gen. Die türkische Regierung und die Sowjet-
regierung werden ihre parallel laufenden An-
streu , ingen zur Erhaltung des Friedens und
der Sicherheit fortsetzen und in ständiger
Fühlung bleiben, um sich alle politischen In-
formationen, die ihre gemeinsamen Interessen
betreffen, gegenseitig mitzuteilen, wie sie es
beim Besuch des H. Potemkin in Ankara
schon getan haben.
oOo
Die Lage
5000 Menschen gemordet.
h. TSCHUNGKING. 7. Mai. Die Bilanz der
Toten und Verwundeten infolge der Bom-
bardierung von Donnerstag beläuft sich auf
fünftausend Personen. Die durch die Bom-
bardierung hervorgerufenen Brände dau-
ern an. Es wird bestätigt, dass zwei Bom-
ben in die Gärten des französischen Konsu-
lates gefallen sind. Es kamen keine Perso-
nen zu Schaden und auch der Sachschaden
ist unbedeutend.
Die Chinesen vor Canton.
HONt.KONG, 7. Mai. Man meldet aus chi
nesischer Quelle, dass die chinesischen Trup-
pen einen Bahnhof in den Vororten von ("an-
ton zurückerobert haben. Die Japaner sol-
len über 100 Leichen zurückgelassen haben.
In Canton ist der Belagerungszustand erklärt
worden. Die Japaner haben Verstärkungen
und Tanks in die bedrohte Zone gesandt.
Ende der französischen Konzession
in Tientsin?
h. TIENTSIN, 7. Mai. Die japanische Mili-
tärbehörde von Tientsin hat ein Manifest ver-
öffentlicht, worin erklärt wird. dass die fran-
zösische und die britische Konzession von
Tientsin verschwinden müssen.
Japan und der Antikominternpakt.
h. TOKIO, 7. Mai. Im Laufe der Be-
sprechungen, di« er mit den Botschaftern
von Italien und Deutschland hatte, ubeig ib
ihnen der Aussenminister Arita ein Doku-
ment, worin der japanische Standpunkt zur
Verschärfung des Antikominternpaktes dar-
gelegt ist. Nach Verlautbarungen aus gut
unterrichteten Kreisen will Japan l’e-
stimmte militärische Verpflichtungen bloss
für seine eigene Verteidigung gegen Sow-
jetrussland im Fernosten übernehmen. Für
Europa wolle Japan ke ne präzisen Ver-
pflichtungen emgehen; doch würde es ver-
sprechen. von jeder Kundgebung abz.tse-
hen, die den Anukummternpakt abscbuè-
cfcçn konnte.
Montag, 8. Mai 1939
Publicité extra -régionale; La Presse Populaire
5, Rue Saint-Augustin, Paris 11 e
Téléphone Richelieu 69.CC
Einzelnummer 50 Cts,
Abonnement; 9.50 Frs. monatlich
Rédaction et Administration:
Strasbourg:,!,rue de Bienne - Compte ch. post. 7222
Tél. Rédaction 229.60 - Expédition 212.93
LA PRESSE LIBRE
S.ozia listisches Organ für das Département du Bas-Rhin
/f Die vernünftige Spra-
che Becks sticht glücklich
vom Brandstiftertone
der Berliner Ansprachen
ab. Die Möglichkeit
einer Regelung ist dem-
nach nicht ausgeschlos-
sen. /z
(Aus der katholischen
„Libre Belgique 0 .)
Was meinte Beek damit?
Polen sollte Schmiere stehen
Deutschlands Appetit auf die Ukraine.
Po’en hätte für Hilfeleistung territoriale Kompensationen erhalten.
STRASSBURG, 7. Mai.
Der polnische Aussenminister Beck,
der die deutschen Machthaber nicht
nur aus ihren offiziellen Reden kennt,
der seit Jahren persönlich mit ihnen
öfters zusammenkam, der sie so quasi
auch im politischen Négligé zu sehen
bekam, sprach in seiner Antwort auf
Hitlers Reichstagsrede u. a. auch fol-
genden Satz:
«Von prominenten Vertretern der
deutschen Regierung sind nicht offi-
zielle Anspielungen gemacht worden.
Aber bei diesen Gesprächen wurden
auch noch andere Anspielungen ge-
macht, die weit über das eigentliche
Thema hinausgingen. Ich behalte mir
das Recht vor, nötigenfalls auf diese
Frage ztirückzukommen.»
Diese Redewendung liess die Welt
auf horchen. Was wollte Beck damit
sagen? Welche Anspielungen promi-
nenter Vertreter der deutschen Regie-
rung, worunter doch nur Hitler
selbst oder Göring, mit dem Bcck
öfters auf der Jagd war, gemeint sein
können, hatte der polnische Aussen-
minister im Auge?
Nach einer Havasmeldung aus
Warschau scheint sich das Dunkel
über diese Bemerkung Becks zu erhel-
len. Nach dieser Quelle kommentieren
die diplomatischen Kreise Warschaus
diesen Passus der grossen politischen
Rede Becks wie folgt:
Allgemein wird aus der Diskretion
des II. Bcck die Schlussfolgerung gezo-
gen, dass der Aussenminister absicht-
lich nicht präziser sein wollte, um die
deutsche Regierung nicht in Verlegen-
heit zu bringen. Nichtsdestoweniger
hat man den Eindruck, dass diese An-
spielung gewisse Vorschläge betraf, die
PARIS, 7. Mai. In Paris wird die Mög-
lichkeit nicht von der Hand gewiesen, dass
vorlautig weder Deutschland noch Pulen
mit Verhandlungen beginnen wollen und
daher ein ähnliches Verhältnis entstehen
könnte, wie cs sich heute zwischen Italien
und Frankreich herausgebildet hat. Diese
Aussicht gehört jedoch zu der längst in
Rechnung gestellten «Nervenprobe», die
sich noch monatelang hinziehen kann.
Wenn gewisse Gerüchte wissen wollen, dass
aus den deutsch-italienischen Gesprächen
eine neue Demonstration der Achse her-
vorgehen werde, vielleicht sogar in der
Form eines Militärbündnisses, so wird
demgegenüber hier bemerkt, dass sich
keine wesentliche Neuerung bilden werde.
Ausserdem wird jetzt den russischen Vor-
schlägen eine englisch-französische Ant-
wort zuteil, die einen Abschluss als bevor-
stehend erwarten lässt. Jedenfalls betont
der hiesige Sowjet-Botschafter, das» der
Wechsel im Volkskommissariat des Aus-
wärtigen die Verhandlungen mit den West-
mächten keineswegs störend bceintlussen
werde.
seitens befugter Persönlichkeiten des
Reiches über Sowjetrussland gemacht
worden waren.
Wohin diese Pläne zielten, darüber
weiss die « Transcontinental Press »
folgendes zu berichten:
«Deutschland habe Polen ein gemein-
sames Vorgehen gegen Russland vor-
geschlagen und ihm territoriale Kom-
pensationen dafür in Aussicht gestellt.
Falls dies zutreffend ist, kann mit
Sicherheit angenommen werden, dass
Polen diese Vorschläge abgelehnt hat,
da es die im polnisch-sowjetrussischen
Pakt übernommenen Verpflichtungen
nicht verletzen wollte.»
Havas bemerkt dazu in seiner War-
schauer Meldung:
Wie dem auch sei, die Tatsache, dass
die «Transcontinental Press» solche
Enthüllungen veröffentlichte, ist im
höchsten Grade bezeichnend, denn of-
fenbar wollte man der Oeffentlichkeit
zur Kenntnis bringen :
1. dass gewisse Absichten Deutsch-
lands aggressiver Art waren;
2. dass Polen es abgefeimt hat, als
Instrument für eine solche Politik zu
dienen und vor allem, dass es mit Sow-
jetrussland in keinen bewaffneten Kon-
flikt sich einlassen wollte.
Die Anspielungen des Aussenmini-
sters Beck auf gewisse Sond erungen
Deutschlands bei Polen haben in Ber-
lin eine grosse Unzufriedenheit her-
vorgerufen. Nach Auskünften aus
gewöhnlich gut informierten Quellen
soll Polen wiederholt ersucht worden
sein, an einer grossen territorialen Um-
gestaltung mitzuhelfen; in erster Linie
sei die Schaffung eines unabhängigen
ukrainischen Staates geplant gewesen.
Da Polen jedoch in dieser Affäre nicht
die Rolle eines «Soldaten Deutsch-
lands» spielen wollte, wird ihm heute
von Deutschland vorgeworfen, dass
cs der «Soldat Englands» sei.
Bestätigen sich diese Meldungen,
dann dürfte das Rätselraten über
Russlands aussenpolitische Haltung ein
sehr schnelles Ende finden.
Polnisches Bündnis mit Litauen?
h. WARSCHAU, 7. Mai. Das Mili-
tärorgan «Polska Zbronja» widmet
heute Litauen einen Artikel und lässt
die Möglichkeit einer polnisch-litaui-
schen Allianz durchblicken. Dieser
Artikel erscheint just zwei Tage vor
der Ankunft des litauischen General-
stabschefs Raszikis in Warschau.
«Dobry Wieczor» schreibt: Die Ver-
antwortung für die kommenden Ereig-
nisse liegt in Berlin. Berlin muss Be-
weise für seinen Verständigungswillen
liefern. Die gemässigte Form der Rede
Becks liefert der deutschen schlechten
Laune die gewünschte Herausforderung
nicht. Deutschland fühlt sich isoliert.
Uebrigens wird ihm der Graf Ciano
sicher keine unnachgiebige Haltung
anraten. Man spricht in London von
einer Friedensinitiative des Papstes.
Die Welt hofft, dass der gesunde Ver-
stand in Deutschland triumphieren
werde.
*
Deutsche Hetze gegen Polen geht
weiter.
h. BERLIN, 7. Mai. Auf die Rede des H.
Beck antwortet die deutsche Presse mit der
Aufzählung deutschfeindlicher Exzesse, die
sich in Polen abspielen sollen. «Wachsen-
der Terror gegen die Deutschen in Polen»,
«Wilde polnische Exzesse» etc., das sind
die Titel, die man in den Blättern vorfindet,
lieber die Rede des H. Beck liest man Titel
wie «Beck spielt den starken Mann» etc.
Der «Danziger Vorposten» schreibt: «Die
Beunruhigung in Polen war unnötig, weil
die Grossmacht Polen nicht die nötigen
Schultern und Fäuste hat, um auf den euro-
päischen Tisch zu schlagen.» Die «Berliner
Zeitung am Mittag» schreibt^ «Anstatt nütz-
liche Politik zu treiben, hat Beck offen-
sichtlich für die Galerie gesprochen, wo die
Einkreiser neben den chauvinistischen Mi-
litärs und den Katastrophenpolitikern sas-
sen. Gestern fragte man sich: Wohin steu-
ert Polen? Heute weiss man es.»
im Schlepplau Hillers.
h. MAILAND. 7. Mai. Nach Beendigung
der Mailänder Gespräche wurde folgendes
Communiqué veröffentlicht :
Reichsaussenminister von Ribbentrop
und Graf Ciano, Aussenminister von Ita-
lien, haben im Laufe ihrer Gespiäche am
6. und 7. Mai die politische Lage einer
gründlichen Prüfung unterzogen. Hierbei
haben sie erneut die völlige L'ebereinstim-
mung der Auffassungen ihrer Regierungen
in jeder Hinsicht festgestellt und beschlcs-
sen, endgültig in einem politischen und
militärischen Pakt die Beziehungen der
beiden Achsenmächte festzu’egen. Deutsch-
land und Italien wollen hiei durch wirksam
zur Sicherung des Friedens in Europa bei-
tragen.
Die italienische Presse sucht hauptsäch-
lich nachzuweisen, dass die deutsch-italie
nischen Gespräche von Mailand keinen
offensiven Zweck hatten. Was die deutsch-
polnische Spannung anbetrifft, so fasst
Virginie Gayda in der «Voce d'Italia» den
deutschen Standpunkt kurz folgendermas-
sen zusammen:
1. Das Danziger Problem sollte durch
eine Volksabstimmung der dortigen Bevöl-
kerung geregelt werden.
2. Es sei nun an Polen, die Fühlung mit
Deutschland wieder aufzunchmen zur Re-
gelung der zwischen den beiden Ländern
schwebenden Probleme, welche eine akute
Schärfe erreicht haben.
Gayda macht dann Frankreich und
Grossbritannien den Vorwurf, dass sie
durch ihre Intervention Polen zu einer
feindseligen Haltung gegen Deutschland
veranlasst haben.
Türkei uni Russland.
h. ANKARA, 7. Mai. Das nach dem Besuch
des russischen. Volkskommissars Potemkin
in Ankara veröffentlichte Communiqué stellt
einmal mehr die volle Uebereinstimmung der
beiden Regierungen in den Fragen der inter-
nationalen Politik fest. Die beiden befreun-
deten Nachbarländer, so heisst es im Commu«
niqué, sind entschlossen, die sie einigenden
Herr VON PAPEN.
den Hitler nach Ankora schickte, um ein
türkisch-russisches Abkommen zu verhin-
dern.
festen Bande, die ein wertvolles Unterpfand
für den Frieden bilden, noch mehr zu festi-
gen. Die türkische Regierung und die Sowjet-
regierung werden ihre parallel laufenden An-
streu , ingen zur Erhaltung des Friedens und
der Sicherheit fortsetzen und in ständiger
Fühlung bleiben, um sich alle politischen In-
formationen, die ihre gemeinsamen Interessen
betreffen, gegenseitig mitzuteilen, wie sie es
beim Besuch des H. Potemkin in Ankara
schon getan haben.
oOo
Die Lage
5000 Menschen gemordet.
h. TSCHUNGKING. 7. Mai. Die Bilanz der
Toten und Verwundeten infolge der Bom-
bardierung von Donnerstag beläuft sich auf
fünftausend Personen. Die durch die Bom-
bardierung hervorgerufenen Brände dau-
ern an. Es wird bestätigt, dass zwei Bom-
ben in die Gärten des französischen Konsu-
lates gefallen sind. Es kamen keine Perso-
nen zu Schaden und auch der Sachschaden
ist unbedeutend.
Die Chinesen vor Canton.
HONt.KONG, 7. Mai. Man meldet aus chi
nesischer Quelle, dass die chinesischen Trup-
pen einen Bahnhof in den Vororten von ("an-
ton zurückerobert haben. Die Japaner sol-
len über 100 Leichen zurückgelassen haben.
In Canton ist der Belagerungszustand erklärt
worden. Die Japaner haben Verstärkungen
und Tanks in die bedrohte Zone gesandt.
Ende der französischen Konzession
in Tientsin?
h. TIENTSIN, 7. Mai. Die japanische Mili-
tärbehörde von Tientsin hat ein Manifest ver-
öffentlicht, worin erklärt wird. dass die fran-
zösische und die britische Konzession von
Tientsin verschwinden müssen.
Japan und der Antikominternpakt.
h. TOKIO, 7. Mai. Im Laufe der Be-
sprechungen, di« er mit den Botschaftern
von Italien und Deutschland hatte, ubeig ib
ihnen der Aussenminister Arita ein Doku-
ment, worin der japanische Standpunkt zur
Verschärfung des Antikominternpaktes dar-
gelegt ist. Nach Verlautbarungen aus gut
unterrichteten Kreisen will Japan l’e-
stimmte militärische Verpflichtungen bloss
für seine eigene Verteidigung gegen Sow-
jetrussland im Fernosten übernehmen. Für
Europa wolle Japan ke ne präzisen Ver-
pflichtungen emgehen; doch würde es ver-
sprechen. von jeder Kundgebung abz.tse-
hen, die den Anukummternpakt abscbuè-
cfcçn konnte.
Le taux de reconnaissance estimé pour ce document est de 98.5%.
En savoir plus sur l'OCR
En savoir plus sur l'OCR
Le texte affiché peut comporter un certain nombre d'erreurs. En effet, le mode texte de ce document a été généré de façon automatique par un programme de reconnaissance optique de caractères (OCR). Le taux de reconnaissance estimé pour ce document est de 98.5%.
- Collections numériques similaires France-Vietnam France-Vietnam /services/engine/search/sru?operation=searchRetrieve&version=1.2&maximumRecords=50&collapsing=true&exactSearch=true&query=colnum adj "FrVtm0"Numba, la bibliothèque numérique du Cirad Numba, la bibliothèque numérique du Cirad /services/engine/search/sru?operation=searchRetrieve&version=1.2&maximumRecords=50&collapsing=true&exactSearch=true&query=colnum adj "NmBA001"
-
-
Page
chiffre de pagination vue 1/6
- Recherche dans le document Recherche dans le document https://gallica.bnf.fr/services/ajax/action/search/ark:/12148/bd6t5577344f/f1.image ×
Recherche dans le document
- Partage et envoi par courriel Partage et envoi par courriel https://gallica.bnf.fr/services/ajax/action/share/ark:/12148/bd6t5577344f/f1.image
- Téléchargement / impression Téléchargement / impression https://gallica.bnf.fr/services/ajax/action/download/ark:/12148/bd6t5577344f/f1.image
- Mise en scène Mise en scène ×
Mise en scène
Créer facilement :
- Marque-page Marque-page https://gallica.bnf.fr/services/ajax/action/bookmark/ark:/12148/bd6t5577344f/f1.image ×
Gérer son espace personnel
Ajouter ce document
Ajouter/Voir ses marque-pages
Mes sélections ()Titre - Acheter une reproduction Acheter une reproduction https://gallica.bnf.fr/services/ajax/action/pa-ecommerce/ark:/12148/bd6t5577344f
- Acheter le livre complet Acheter le livre complet https://gallica.bnf.fr/services/ajax/action/indisponible/achat/ark:/12148/bd6t5577344f
- Signalement d'anomalie Signalement d'anomalie https://sindbadbnf.libanswers.com/widget_standalone.php?la_widget_id=7142
- Aide Aide https://gallica.bnf.fr/services/ajax/action/aide/ark:/12148/bd6t5577344f/f1.image × Aide
Facebook
Twitter
Pinterest