Titre : Freie Presse für Elsass-Lothringen
Éditeur : [s.n.] (Strassburg)
Date d'édition : 1939-04-24
Notice du catalogue : http://catalogue.bnf.fr/ark:/12148/cb34420707c
Type : texte texte
Type : publication en série imprimée publication en série imprimée
Langue : allemand
Description : 24 avril 1939 24 avril 1939
Description : 1939/04/24 (A42,N95). 1939/04/24 (A42,N95).
Description : Collection numérique : Bibliographie de la presse Collection numérique : Bibliographie de la presse
Description : Collection numérique : Europeana. Guerre de... Collection numérique : Europeana. Guerre de 1914-1918
Description : Collection numérique : Fonds régional : Alsace Collection numérique : Fonds régional : Alsace
Description : Collection numérique : Collections de la... Collection numérique : Collections de la Bibliothèque nationale et universitaire de Strasbourg
Droits : conditions spécifiques d'utilisation - BnF-partenariats, Presse Ancienne RetroNews
Identifiant : ark:/12148/bd6t5577332b
Source : Bibliothèque nationale et universitaire de Strasbourg, M.600.058
Conservation numérique : Bibliothèque nationale de France
Date de mise en ligne : 25/07/2022
Einzelnummer 50 Cts.
Abonnement; 9.50 frs. monatlich
Mcic
LA PRESSE LIBRE
Sozialistisches Organ für das Département du Bas-Rhin
In Mülhausen haben die
Wähler den Hitlerfreun-
den eine moralische Nie-
derlage bereitet.
Da wird Göbbels wieder
ein dummes Gesicht ma-
chen!
Rédaction et Administration:
Strasbourg, 1, rue de Bicnne - Compte ch. posl. 7222
Tél. Rédaction 229.6C - Expédition 212.93
Nr. 95
<= 42. Jahrgang
Montag, 24. April 1939.
Publicité extra-régionale: l-a Presse I opu taire
5, Rue Saint-Augustin, Paris II e
Téléphone Richelieu 69.CC
là?
I
Der .Arbeiterführer Attlee verlässt Downing
Street nach einer Unterredung mit Chamberlain.
Eine ïlazi-niahnung.
h. LOS ANGELES, 23. April. Der Gatte
der verunglückten Fliegerin Miss Amelia
Earhart, H. George Putnam, hatte ein Buch
veröffentlicht unter dem Titel «Der Mann,
der Hitler tötete». Heute erhielt er eines
seiner Bücher durch die Post zugeschickt.
Es war von Revolverkugeln durchbohrt und
von der Zuschrift begleitet: «Eine Ver-
letzung durch eine Kugel wird Ihnen un-
xermeidlich sein, wçnn Sie dieses Buch
nicht âus dem Handel ziehen. Deutschland
nimmt cs mit der Welt auf. Heil Hitler!
Gez. ein Nazi von Los Angeles.»
OQO
Italien und Эидозіашіеп.
g. VENEDIG, 23. April. Hier fand eine
Unterredung Graf Ciano-Markokwitsch statt#
sie dauerte zwei Stunden und fand ihren
Niederschlag in einer amtlichen Mit-
teilung, in der es u. a. heisst: Es wurde be-
schlossen, die vertrauensvolle Zusammen-
arbeit zwischen den beiden Staaten wie
auch zwischen Jugoslawien und Deutsch-
land, sowohl in politischer als auch in wirt-
schaftlicher Hinsicht zu vertiefen im Inter-
esse der Aufrechterhaltung des Friedens
und einer Besserung der Stabilitäts-Bedin-
gungen im Donauraume.
Was die Beziehungen zu Ungarn angehi,
haben die beiden Aussenminister die Loge
nach den kürzlichen Manifestationen ge-
prüft und mit Befriedigung festgestellt,
dass diese den Weg für eine nützliche Ver-
ständigung zwischen den Regierungen von
Budapest und Belgrad eröffnet haben.
OQO
Die uiirtschaflliche
Ge;enol.'ens!iie in Rumänien.
h. BUKAREST, 23. April. Der Bevollmäch-
tigte von 30 französischen Firmen, H. Léon
Wenger, hat gestern mit dem rumänischen
Wirtschaftsminister und 13 rumänischen Ge-
sellschaften einen Kaufvertrag für die Lie-
ferung von 400 000 Tonnen Erdölerzeugnis-
sen in der Zeit vom 1. April 1939 bis xum
31. März 1940 unterzeichnet. Durch diesen
und die früheren Verträge bekommt Rumä-
nien mehr als 500 Millionen Francs für
seine Zahlungen in Frankreich in die Hände.
Diese Summe stellt etwa 25 Prozent der
rumänischen Petroleumausfuhr dar. Der
Abschluss des Akkords ist nach Auffassung
der Bukarester Politikerkreise geeignet,
den Bemühungen der totalitären Staaten für
die Ausdehnung ihres Einflusses in der
rumänischen Felroieumindustrie entgegen
zu arbeiten.
Zur aussenpolitischen Lage.
Hitler sondiert.
STRASSBURG, 23. April.
Der Londoner «Daily Herald» und
eine Anzahl anderer Blätter schreiben,
es sei bekannt geworden, dass die deut-
sche Regierung durch ihre diplomati-
schen Vertreter ein ganze Anzahl klei-
ner Staaten habe anfragen lassen, ob sie
sich von Deutschland bedroht fühlen
und
ob sie Roosevelt gebeten hätten,
zu intervenieren.
Wenn die Antwort negativ sein werde,
was von den meisten angefragten Staa-
ten zu erwarten sei, da man kaum
einem kleinen Staate zumuten könne,
sich durch Erteilung einer bejahenden
Antwort den Zorn Hitlers zuzuziehen,
so werde Hitler diese Antworten in sei-
ner Reichstagsrede dazu benützen,
Roosevelt zu beweisen, dass sich nie-
mand von Deutschland bedroht fühlt.
«Daily Herald» schreibt in seinem
Leitartikel dazu, es sei ganz klar, dass
die kleinen Staaten Nein sagen müssen,
denn das Lamm werde nicht dem Wolf
mitteilen, es warte nur darauf, angefal-
len zu werden. Derartige Antworten
könnten aber die Lage in keiner Weise
beeinflussen. Keine Sophisterei und
kein Debattieren könne die Welt und
sicher auch ein grosser Teil des deut-
schen Volkes selbst davon abhalten, die
richtigen Schlüsse zu ziehen.
Wenn Hitler wirklich den Frieden
wolle,
so gebe es nur ein Mittel, dies zu be-
weisen, nämlich, indem er die Forde-
rungen Roosevelts nach Garantierung
der aufgezählten 30 Staaten annehme.
Einige der Antworten, die bekannt
werden, sind sicher nicht nach dem Ge-
schmack Hitlers ausgefallen.
So wird der Reuteragentur aus Kau-
nas gemeldet: die litauische Regierung
soll sich in ihrer Antwort auf den deut ¬
schen Fragebogen bezüglich der Bot-
schaft des Präsidenten Roosevelt auf
Art. 4 des Vertrags vom 22. März 1939
über die Rückgabe des Memelgebiets
berufen, in welchem Deutschland sich
verpflichtet hat, gegen Litauen nicht
von der Waffe Gebrauch zu machen.
Das niederländische Pressebureau
teilt mit: Man erfährt, dass Deutsch-
land als Folge der Botschaft Roosevelts
wie verschiedenen andern Regierungen
auch Holland die Frage gestellt hat,
ob sich die holländische Regierung
durch Deutschland bedroht fühlt. Die
holländische Regierung hat auf alle
Fragen mit «Nein» geantwortet.
Die Schweiz hat geantwortet, dass
der Bundesrat Vertrauen in die Ach-
tung der schweizer Neutralität hat, die
von Deutschland und von den andern
Nachbarstaaten ausdrücklich aner-
kannt wurde und
die der Bund mit seiner Armee
schützen werde.
Die schwedischen Zeitungen veröf-
fentlichen auf der ersten Seite die Er-
klärung, die Léon Blum bei seiner
Ankunft in Stockholm, wo er dem gol-
denen Jubiläum der schwedischen So-
zialistischen Partei beiwohnen wird,
abgegeben hat. Er betonte die Ein-
mütigkeit des französischen Volkes in
den kritischen Stunden der Gegenwart.
Ueber die allgemeine Lage war er opti-
mistisch. denn der allgemeine Ent-
schluss des Widerstandes werde gewiss
einen nützlichen Einfluss auf die Füh-
rer der Achse ausüben. Er schloss:
«Die Methode, die Artischoke Blatt um
Blatt zu essen, ist vorbei; wenn der
( Appetit anhält,
I muss die Artischoke ganz verschlungen
werden,
auf die Gefahr hin, dass sie im Halse
stecken bleibt.»
Die Tochîer Hachas seit Jahren
niiieranüeierin.
PRAG, 23. April. (Insa.) Einen Beitrag zur
Erklärung des Unterganges der Tschechoslo-
wakei liefert die Nazi-Presse in Prag, aus
Anlass des 50. Geburtstages Hitlers. Der
Nazi-Direktor der Eisenbahnen des «Protek-
torats» Böhmen und Mähren, Jung, berichtet
nämlich, dass die Tochter des gewesenen
Staatspräsidenten Hacha ihm, Jung, bereits
im Iah re 1926 ihre Bewunderung für den
Nationalsozialismus zum Ausdruck gab. Hacha
war damals Präsident des tschechoslowaki-
schen Staatsgerichtshofes. In Anwesenheit
seiner Tochter habe Hacha dem Jung, der in
jenen Jahren einer der Nazi-Agitatoren in
der C.S.R. war, erklärt, er bedaure gegen die
Nationalsozialisten vorgehen zu müssen, aber
«die Zeiten würden sich schon einmal
ändern»! Die Tochter Hachas habe stets
einen sehr grossen Einfluss auf ihren Vater
gehabt. Ab Hitler nach dem UeberfaU aut
die Tschechoslowake! im Hradschin residierte,
brachte die Tochter Hachas, als einzige
Tschechin, dem Eroberer des Landes ihre
Huldigung dar. Hitler liess ihr bei seiner
Abreise einen Blumenstrauss schicken und
nun hat die Tochter Hachas ihren Vater am
20. AprH nach Berlin zur Geburtstagsfeier
Hitlers begleitet und hat dem «Führer» eine
kostbare böhmische Khstalhase zum Ge-
schenk gemacht. (Die letztere Tatsache wird
durch die Berliner Presse bestätigt.)
Wenn schon das Oberhaupt des Staates mit
dem Landesfeind sympathisiert und dieser
von der Tochter des charakterschwachen
Staatsoberhauptes angebetet wird, dann
braucht man sich ob der ehrlosen Kapitula-
tion Hachas in der tragischen Märznacht
kaum mehr zu wundem. Aber, wie Herr
Hacha sagte: die Zeiten werden »ich schon
einmal ändern...
Die Nachwahl
in Mülhausen.
Die Demokraten und Autonomisten als
die Geschlagenen der Wahlschlacht.
STRASSBURG, 23. April.
In Mülhausen fand am Sonntag eine
Kammerersatzwahl statt. Es standen
einander fünf Kandidaten gegenüber.
An Stimmen erhielten:
Joseph Fega. Generalrat. Demokr. 7822
Jean Wagner, Adjoint, S.F.I.O. 7523
Henri Pernin, Radikalsozialist . . 795
Xavier Haas, P.S.F 3314
Marcel Rosenblatt, Kommunist . . 1728
Es handelt sich um die Nachfolge des
H. Alfred Wallach, der aus Gesund-
heitsrücksichten seine Demission gege-
ben hatte.
Das Wahlergebnis ist für unsere Par-
tei und unseren Kandidaten Jean
Wagner ein glänzender Erfolg.
Die sozialistische Stimmenzahl hat
sich angesichts des Ausfalls von 2800
Wählern prozentual gehoben. Kam.
Wagner erhielt bei der gestrigen Wahl
7523 Stimmen gegenüber 8096 Stim-
men bei der letzten Wahl, wobei zu be-
achten ist. dass damals die radikalen
Stimmen im 1. Wahlgang auf den so-
zialistischen Kandidaten fielen, wäh-
rend jetzt bei der Nachwahl die Ra-
dikalen einen eigenen Kandidaten auf-
stellten, der 795 Stimmen erhielt.
Die Geschlagenen sind die Demokra-
ten mit den Autonomisten, deren Kan-
didat Fega bei der gestrigen Wahl zu-
sammen nur 8722 Stimmen erhielt
gegenüber 10 110 Stimmen, die bei der
letzten Wahl Wallach allein erzielte,
wozu dann noch die 3474 Stimmen
kamen, die der klerikale Kandidat
Jacob auf sich vereinigte.
Der P.S.F.-Kandidat erhielt 3314 St.
Seine Stimmenzahl resultiert haupt-
sächlich aus dem Umstand, dass viele
bürgerliche Wähler nicht für den demo-
kratisch-autonomistischen Kandidaten
Fega stimmen wollten.
Der kommunistische Kandidat ver-
einigte 1728 Stimmen auf seinen Namen
gegenüber 1980 bei der letzten Wahl.
Wir freuen uns über den Erfolg un-
serer Partei in Mülhausen. Unser Kan-
didat Jean Wagner hat nicht nur zah-
lenmässig am besten abgeschnitten, er
hat auch moralisch einen Sieg errun-
gen, der dem Gegenkandidaten Fega,
der sich schon im ersten Wahlgang als
gewählt glaubte, einiges Kopfzerbre-
chen verursachen wird.
Der sympathische sozialistische Kan-
didat Jean Wagner geht hoch erhobe-
nen Hauptes und mit Siegeschancen in
den zweiten Wahlgang. Die freiheit-
lichen Wähler von Mülhausen haben
ihm eine grosse Vertrauenskundgebung
bereitet. Ihn als den Vertreter einer
ehrlichen Friedenspolitik wünschen sie
am nächsten Sonntag als Député ge-
wählt zu sehen.
. j n
h. LUXEMBURG 23. April. Der Tag der
luxemburgischen UnaLhdngigkcitefeier begann
heute morgen mit einer Ti uppenpaiade. Um
11 Uhr fand in der Kath dialc ein feierlicher
Dankgottesdienst statt.
Abonnement; 9.50 frs. monatlich
Mcic
LA PRESSE LIBRE
Sozialistisches Organ für das Département du Bas-Rhin
In Mülhausen haben die
Wähler den Hitlerfreun-
den eine moralische Nie-
derlage bereitet.
Da wird Göbbels wieder
ein dummes Gesicht ma-
chen!
Rédaction et Administration:
Strasbourg, 1, rue de Bicnne - Compte ch. posl. 7222
Tél. Rédaction 229.6C - Expédition 212.93
Nr. 95
<= 42. Jahrgang
Montag, 24. April 1939.
Publicité extra-régionale: l-a Presse I opu taire
5, Rue Saint-Augustin, Paris II e
Téléphone Richelieu 69.CC
là?
I
Der .Arbeiterführer Attlee verlässt Downing
Street nach einer Unterredung mit Chamberlain.
Eine ïlazi-niahnung.
h. LOS ANGELES, 23. April. Der Gatte
der verunglückten Fliegerin Miss Amelia
Earhart, H. George Putnam, hatte ein Buch
veröffentlicht unter dem Titel «Der Mann,
der Hitler tötete». Heute erhielt er eines
seiner Bücher durch die Post zugeschickt.
Es war von Revolverkugeln durchbohrt und
von der Zuschrift begleitet: «Eine Ver-
letzung durch eine Kugel wird Ihnen un-
xermeidlich sein, wçnn Sie dieses Buch
nicht âus dem Handel ziehen. Deutschland
nimmt cs mit der Welt auf. Heil Hitler!
Gez. ein Nazi von Los Angeles.»
OQO
Italien und Эидозіашіеп.
g. VENEDIG, 23. April. Hier fand eine
Unterredung Graf Ciano-Markokwitsch statt#
sie dauerte zwei Stunden und fand ihren
Niederschlag in einer amtlichen Mit-
teilung, in der es u. a. heisst: Es wurde be-
schlossen, die vertrauensvolle Zusammen-
arbeit zwischen den beiden Staaten wie
auch zwischen Jugoslawien und Deutsch-
land, sowohl in politischer als auch in wirt-
schaftlicher Hinsicht zu vertiefen im Inter-
esse der Aufrechterhaltung des Friedens
und einer Besserung der Stabilitäts-Bedin-
gungen im Donauraume.
Was die Beziehungen zu Ungarn angehi,
haben die beiden Aussenminister die Loge
nach den kürzlichen Manifestationen ge-
prüft und mit Befriedigung festgestellt,
dass diese den Weg für eine nützliche Ver-
ständigung zwischen den Regierungen von
Budapest und Belgrad eröffnet haben.
OQO
Die uiirtschaflliche
Ge;enol.'ens!iie in Rumänien.
h. BUKAREST, 23. April. Der Bevollmäch-
tigte von 30 französischen Firmen, H. Léon
Wenger, hat gestern mit dem rumänischen
Wirtschaftsminister und 13 rumänischen Ge-
sellschaften einen Kaufvertrag für die Lie-
ferung von 400 000 Tonnen Erdölerzeugnis-
sen in der Zeit vom 1. April 1939 bis xum
31. März 1940 unterzeichnet. Durch diesen
und die früheren Verträge bekommt Rumä-
nien mehr als 500 Millionen Francs für
seine Zahlungen in Frankreich in die Hände.
Diese Summe stellt etwa 25 Prozent der
rumänischen Petroleumausfuhr dar. Der
Abschluss des Akkords ist nach Auffassung
der Bukarester Politikerkreise geeignet,
den Bemühungen der totalitären Staaten für
die Ausdehnung ihres Einflusses in der
rumänischen Felroieumindustrie entgegen
zu arbeiten.
Zur aussenpolitischen Lage.
Hitler sondiert.
STRASSBURG, 23. April.
Der Londoner «Daily Herald» und
eine Anzahl anderer Blätter schreiben,
es sei bekannt geworden, dass die deut-
sche Regierung durch ihre diplomati-
schen Vertreter ein ganze Anzahl klei-
ner Staaten habe anfragen lassen, ob sie
sich von Deutschland bedroht fühlen
und
ob sie Roosevelt gebeten hätten,
zu intervenieren.
Wenn die Antwort negativ sein werde,
was von den meisten angefragten Staa-
ten zu erwarten sei, da man kaum
einem kleinen Staate zumuten könne,
sich durch Erteilung einer bejahenden
Antwort den Zorn Hitlers zuzuziehen,
so werde Hitler diese Antworten in sei-
ner Reichstagsrede dazu benützen,
Roosevelt zu beweisen, dass sich nie-
mand von Deutschland bedroht fühlt.
«Daily Herald» schreibt in seinem
Leitartikel dazu, es sei ganz klar, dass
die kleinen Staaten Nein sagen müssen,
denn das Lamm werde nicht dem Wolf
mitteilen, es warte nur darauf, angefal-
len zu werden. Derartige Antworten
könnten aber die Lage in keiner Weise
beeinflussen. Keine Sophisterei und
kein Debattieren könne die Welt und
sicher auch ein grosser Teil des deut-
schen Volkes selbst davon abhalten, die
richtigen Schlüsse zu ziehen.
Wenn Hitler wirklich den Frieden
wolle,
so gebe es nur ein Mittel, dies zu be-
weisen, nämlich, indem er die Forde-
rungen Roosevelts nach Garantierung
der aufgezählten 30 Staaten annehme.
Einige der Antworten, die bekannt
werden, sind sicher nicht nach dem Ge-
schmack Hitlers ausgefallen.
So wird der Reuteragentur aus Kau-
nas gemeldet: die litauische Regierung
soll sich in ihrer Antwort auf den deut ¬
schen Fragebogen bezüglich der Bot-
schaft des Präsidenten Roosevelt auf
Art. 4 des Vertrags vom 22. März 1939
über die Rückgabe des Memelgebiets
berufen, in welchem Deutschland sich
verpflichtet hat, gegen Litauen nicht
von der Waffe Gebrauch zu machen.
Das niederländische Pressebureau
teilt mit: Man erfährt, dass Deutsch-
land als Folge der Botschaft Roosevelts
wie verschiedenen andern Regierungen
auch Holland die Frage gestellt hat,
ob sich die holländische Regierung
durch Deutschland bedroht fühlt. Die
holländische Regierung hat auf alle
Fragen mit «Nein» geantwortet.
Die Schweiz hat geantwortet, dass
der Bundesrat Vertrauen in die Ach-
tung der schweizer Neutralität hat, die
von Deutschland und von den andern
Nachbarstaaten ausdrücklich aner-
kannt wurde und
die der Bund mit seiner Armee
schützen werde.
Die schwedischen Zeitungen veröf-
fentlichen auf der ersten Seite die Er-
klärung, die Léon Blum bei seiner
Ankunft in Stockholm, wo er dem gol-
denen Jubiläum der schwedischen So-
zialistischen Partei beiwohnen wird,
abgegeben hat. Er betonte die Ein-
mütigkeit des französischen Volkes in
den kritischen Stunden der Gegenwart.
Ueber die allgemeine Lage war er opti-
mistisch. denn der allgemeine Ent-
schluss des Widerstandes werde gewiss
einen nützlichen Einfluss auf die Füh-
rer der Achse ausüben. Er schloss:
«Die Methode, die Artischoke Blatt um
Blatt zu essen, ist vorbei; wenn der
( Appetit anhält,
I muss die Artischoke ganz verschlungen
werden,
auf die Gefahr hin, dass sie im Halse
stecken bleibt.»
Die Tochîer Hachas seit Jahren
niiieranüeierin.
PRAG, 23. April. (Insa.) Einen Beitrag zur
Erklärung des Unterganges der Tschechoslo-
wakei liefert die Nazi-Presse in Prag, aus
Anlass des 50. Geburtstages Hitlers. Der
Nazi-Direktor der Eisenbahnen des «Protek-
torats» Böhmen und Mähren, Jung, berichtet
nämlich, dass die Tochter des gewesenen
Staatspräsidenten Hacha ihm, Jung, bereits
im Iah re 1926 ihre Bewunderung für den
Nationalsozialismus zum Ausdruck gab. Hacha
war damals Präsident des tschechoslowaki-
schen Staatsgerichtshofes. In Anwesenheit
seiner Tochter habe Hacha dem Jung, der in
jenen Jahren einer der Nazi-Agitatoren in
der C.S.R. war, erklärt, er bedaure gegen die
Nationalsozialisten vorgehen zu müssen, aber
«die Zeiten würden sich schon einmal
ändern»! Die Tochter Hachas habe stets
einen sehr grossen Einfluss auf ihren Vater
gehabt. Ab Hitler nach dem UeberfaU aut
die Tschechoslowake! im Hradschin residierte,
brachte die Tochter Hachas, als einzige
Tschechin, dem Eroberer des Landes ihre
Huldigung dar. Hitler liess ihr bei seiner
Abreise einen Blumenstrauss schicken und
nun hat die Tochter Hachas ihren Vater am
20. AprH nach Berlin zur Geburtstagsfeier
Hitlers begleitet und hat dem «Führer» eine
kostbare böhmische Khstalhase zum Ge-
schenk gemacht. (Die letztere Tatsache wird
durch die Berliner Presse bestätigt.)
Wenn schon das Oberhaupt des Staates mit
dem Landesfeind sympathisiert und dieser
von der Tochter des charakterschwachen
Staatsoberhauptes angebetet wird, dann
braucht man sich ob der ehrlosen Kapitula-
tion Hachas in der tragischen Märznacht
kaum mehr zu wundem. Aber, wie Herr
Hacha sagte: die Zeiten werden »ich schon
einmal ändern...
Die Nachwahl
in Mülhausen.
Die Demokraten und Autonomisten als
die Geschlagenen der Wahlschlacht.
STRASSBURG, 23. April.
In Mülhausen fand am Sonntag eine
Kammerersatzwahl statt. Es standen
einander fünf Kandidaten gegenüber.
An Stimmen erhielten:
Joseph Fega. Generalrat. Demokr. 7822
Jean Wagner, Adjoint, S.F.I.O. 7523
Henri Pernin, Radikalsozialist . . 795
Xavier Haas, P.S.F 3314
Marcel Rosenblatt, Kommunist . . 1728
Es handelt sich um die Nachfolge des
H. Alfred Wallach, der aus Gesund-
heitsrücksichten seine Demission gege-
ben hatte.
Das Wahlergebnis ist für unsere Par-
tei und unseren Kandidaten Jean
Wagner ein glänzender Erfolg.
Die sozialistische Stimmenzahl hat
sich angesichts des Ausfalls von 2800
Wählern prozentual gehoben. Kam.
Wagner erhielt bei der gestrigen Wahl
7523 Stimmen gegenüber 8096 Stim-
men bei der letzten Wahl, wobei zu be-
achten ist. dass damals die radikalen
Stimmen im 1. Wahlgang auf den so-
zialistischen Kandidaten fielen, wäh-
rend jetzt bei der Nachwahl die Ra-
dikalen einen eigenen Kandidaten auf-
stellten, der 795 Stimmen erhielt.
Die Geschlagenen sind die Demokra-
ten mit den Autonomisten, deren Kan-
didat Fega bei der gestrigen Wahl zu-
sammen nur 8722 Stimmen erhielt
gegenüber 10 110 Stimmen, die bei der
letzten Wahl Wallach allein erzielte,
wozu dann noch die 3474 Stimmen
kamen, die der klerikale Kandidat
Jacob auf sich vereinigte.
Der P.S.F.-Kandidat erhielt 3314 St.
Seine Stimmenzahl resultiert haupt-
sächlich aus dem Umstand, dass viele
bürgerliche Wähler nicht für den demo-
kratisch-autonomistischen Kandidaten
Fega stimmen wollten.
Der kommunistische Kandidat ver-
einigte 1728 Stimmen auf seinen Namen
gegenüber 1980 bei der letzten Wahl.
Wir freuen uns über den Erfolg un-
serer Partei in Mülhausen. Unser Kan-
didat Jean Wagner hat nicht nur zah-
lenmässig am besten abgeschnitten, er
hat auch moralisch einen Sieg errun-
gen, der dem Gegenkandidaten Fega,
der sich schon im ersten Wahlgang als
gewählt glaubte, einiges Kopfzerbre-
chen verursachen wird.
Der sympathische sozialistische Kan-
didat Jean Wagner geht hoch erhobe-
nen Hauptes und mit Siegeschancen in
den zweiten Wahlgang. Die freiheit-
lichen Wähler von Mülhausen haben
ihm eine grosse Vertrauenskundgebung
bereitet. Ihn als den Vertreter einer
ehrlichen Friedenspolitik wünschen sie
am nächsten Sonntag als Député ge-
wählt zu sehen.
. j n
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