Titre : Vogesen Blatt : Beilage der Strassburger neuesten Nachrichten
Éditeur : [s.n.] (Strasbourg)
Date d'édition : 1927-08-20
Notice du catalogue : http://catalogue.bnf.fr/ark:/12148/cb466917351
Type : texte texte
Type : publication en série imprimée publication en série imprimée
Langue : français
Description : 20 août 1927 20 août 1927
Description : 1927/08/20 (N16). 1927/08/20 (N16).
Description : Collection numérique : Presse alsacienne Collection numérique : Presse alsacienne
Description : Collection numérique : Collections de la... Collection numérique : Collections de la Bibliothèque nationale et universitaire de Strasbourg
Droits : Consultable en ligne
Identifiant : ark:/12148/bd6t5416155m
Source : Bibliothèque nationale de France, département Collections numérisées, NUM M.600.061
Conservation numérique : Bibliothèque nationale de France
Date de mise en ligne : 23/05/2021
Samstag, den 20. August 1921
An dPr Brisch Uff d’r 131
Hella g;e der Sti*a.&@1>ixx*jgei* Neuesten INactiirieliteii*
D ’ Stroosburjer Staade
Wenni isch noch in d’r Guddcr,
Awer ’s Glas isch rät verlacht;
Nix meh kn nun t fascht üs’m Butter,
Doch was drinsteckt. isch noch echt!
’s geht vum Aide in de KrüepfcJ
Vn so lang’s noch baemple dhuct
Drowice uff’m Müenschterzipfel —
Gitt’s noch Steckelburier Bluct!
Wir wollen heute einmal die
dunklen, tannenumwobenen
Vogesenhöhen liegen lassen.
Eine Wanderung durch unser
altes Strassburg hat auch etwas
Verlockendes an sich, beson
ders wenn man sie mit wachen
und offenen Sinnen und einem
Herzen, das bereit ist zu inni
ger Hingabe und freudigem
Hank, unternimmt. Man darf
nicht aach einzelnen Sehens
würdigkeiten fahnden, man
muss den Zauber aufzunehmen
suchen, der über dem Ganzen
liegt. Dann steht das alte
Strassburg vor einem zu
wachem Leben auf, die Geister
seiner reichen Vergangenheit,
die Genien seiner unverwelt
lichen Schönheit flüstern uns
alte, längst verklungene Weisen
zu. Voll heimlichen südlichen
Zaubers sind wohl die stolzen
Ufer Venedigs, die wir durch
wanderten, dass sic Sinne be
tören und die Herzen zur Sehn
sucht und Verwegenheit ent
zünden; prächtig und in zau
berhafte Schönheiten getaucht,
grüssen uns die alten Pariser
Quais, wenn das Abendrot breit
flutend, leuchtend die Seine hi
nabschwimmt — dieSlrassburger
Staden aber, mit ihrem herben
Hauch, sind ein Stück beson
derer Schönheit, wenn die
Hämmerung sich wie ein feines
Gespinst mit zarten, matten
Farben um die Stadt schmiegt,
oder wenn sie von der
atifgehenden Sonne beleuchtet sind. Manche
Slrassburger Perle vergangener Baukunst
steht noch da, aber wie viele sind schon
verschwunden und haben modernen Miets
häusern Platz machen müssen. Was noch
übrig bleibt wirkt zusammen zur Empfin
dung, dass die Menschen, die da bauen
dessen und bauten, Freude halten an ge
diegenem Werk und würdigem Schmuck,
dicht aufgedonnert und prunkend, aber kern
haft und stark. Vom tinkweiler, dem einzig
artigsten und verschlungensten alter Stadt-
teiie, der sich durch viele kleine Iiäuserkom-
fdexe, die durch schmale, kurze Gässchen ge
trennt sind, auszeichnet, über den Clausstaden
bis zum Schiffleutstaden istes eine ganzeStrecke
Wegs, die aber dem andächtigen Beschauer
des Interessanten genug bietet. Verwachsen
mit dem Finkweiler sind die Pompiers,
deren Villa am Staden sich in den Fluten
der 111 widerspiegelt, und die in der Abend
slille ihre Pfeifchen rauchen und nach dem
Kleinen Frankreich hinüberschauen, diesem
uralten Strassburger Viertel, wo die Schleu
sen an den Dunzenmühle ihre monotone
Weise rauschen und dasselbe mit seinen
bejahrten Häuschen, in denen Gerber und
Dessins L. Ph. Kamm
D ’ald Biadaao am Wasserzoll
l’ kann sie nie gernte bcdraachde,
V waiss nit uas i denke soll, —
’s isch aani vun de schoenschtcDraachde
Dort d’atd Bladaan am Wasserzoll;
ln grönje Boot steht sie im Wetter,
Stolz wie e Palm m Barredfis
Vn ihri rjoldi gaehle Blaetter
Sie singe noch e-n-aldi W'is.
(«BissaU?). Alb. M.
Weber einst gute Freundschaft hielten, in
den Schlaf wiegen. Die Staden entlang
grüssen uns die alten Waschpritschen, schon
im Jahre 1427 erwähnt, die an einzelnen
Stellen durch das struppige Gebüsch durch
schimmern. Am Tage regt sich hier vic-I
fleissige Arbeit und sie hallen vom Seifen,
Spülen, Schwatzen und Singen der lustigen
Waschweiblein. Wer von der heutigen Gene
ration erinnert sich noch des Drachen-
schlössels am Fink weilerstaden, welches der
monumentalen Drachenschule weichen
musste, dessen Silhouette dieses Strassburger
Viertel mit einer Menge histo
rischer Erinnerungen belebte?
Hier wohnte 1418 Kaiser Sigis
mund und 1681 König Lud
wig XIV. Das DraehensclilÖssel
beherbergte 1725 den vertrie
benen Polenkönig Stanislaus
L'eezinsky. und auf dem Balkon
gegen die 111 zu konnte man
oft seine Tochter Maria am
Spinnrocken sehen, während
die Abgesandten Ludwigs XV.
die Feierlichkeiten vorbereite
ten, welche ihre Vermählung
mit dem König begleiten sollten.
Die Rabeftbrücke soll unser
Interesse noch mehr in An
spruch nehmen; an dieselbe,
die heute den stärksten Ver
kehr aller Strassburger Brücken
aufweist, und die wohl eine
der ältesten unserer Stadt ist,
haften historische Erinnerun
gen der Fülle. Urkundlich wird
sie bereits 1308 unter dem Na
men SchinIhrücke erwähnt. Sie
änderte im Laufe der Jahr
hunderte mehrmals die Be
zeichnung, bis sie im Jahre
1816 den Namen Pont du Cor-
beau oder Rabenbrücke erhielt.
Schon seit undenklichen Zeiten
standen auf der alten Brücke
kleine Baracken, in welchen
bescheidene Kaufleute ihr Brot
zu verdienen suchten. Der
frühere grosse Verkehr auf der
Rabenbrücke und die Unmasse
der umliegenden Wirtschaften
erklärt sich daraus, dass auf
beiden Seiten derselben die
grossen Jahrmärkte abgehallen wurden. Die
Kaufhausgasso, die Metzgerstrasse, der Alte
Fischmarkt waren Jahrhunderte lang der
Mittelpunkt des damaligen Markt- oder Mess
handels. In den gerichtlichen Strafurteilen
früherer Zeit spielte die Drücke eine wich
tige Rolle und bekam wohl dadurch auch
den Nomen Schintbriicke. Sie diente dem
Scharfrichter, dem «Schinder», zum Voll
strecken verschiedener Strafen, die gegen
allerhand Verbrecher ausgesprochen wurden.
Auf der Schintbriicke stand seit 1510 ein
steinernes Kruzifix, welches hingesetzt wor
den war, damit die Verbrecher noch vor
An dPr Brisch Uff d’r 131
Hella g;e der Sti*a.&@1>ixx*jgei* Neuesten INactiirieliteii*
D ’ Stroosburjer Staade
Wenni isch noch in d’r Guddcr,
Awer ’s Glas isch rät verlacht;
Nix meh kn nun t fascht üs’m Butter,
Doch was drinsteckt. isch noch echt!
’s geht vum Aide in de KrüepfcJ
Vn so lang’s noch baemple dhuct
Drowice uff’m Müenschterzipfel —
Gitt’s noch Steckelburier Bluct!
Wir wollen heute einmal die
dunklen, tannenumwobenen
Vogesenhöhen liegen lassen.
Eine Wanderung durch unser
altes Strassburg hat auch etwas
Verlockendes an sich, beson
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und offenen Sinnen und einem
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ger Hingabe und freudigem
Hank, unternimmt. Man darf
nicht aach einzelnen Sehens
würdigkeiten fahnden, man
muss den Zauber aufzunehmen
suchen, der über dem Ganzen
liegt. Dann steht das alte
Strassburg vor einem zu
wachem Leben auf, die Geister
seiner reichen Vergangenheit,
die Genien seiner unverwelt
lichen Schönheit flüstern uns
alte, längst verklungene Weisen
zu. Voll heimlichen südlichen
Zaubers sind wohl die stolzen
Ufer Venedigs, die wir durch
wanderten, dass sic Sinne be
tören und die Herzen zur Sehn
sucht und Verwegenheit ent
zünden; prächtig und in zau
berhafte Schönheiten getaucht,
grüssen uns die alten Pariser
Quais, wenn das Abendrot breit
flutend, leuchtend die Seine hi
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Staden aber, mit ihrem herben
Hauch, sind ein Stück beson
derer Schönheit, wenn die
Hämmerung sich wie ein feines
Gespinst mit zarten, matten
Farben um die Stadt schmiegt,
oder wenn sie von der
atifgehenden Sonne beleuchtet sind. Manche
Slrassburger Perle vergangener Baukunst
steht noch da, aber wie viele sind schon
verschwunden und haben modernen Miets
häusern Platz machen müssen. Was noch
übrig bleibt wirkt zusammen zur Empfin
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dessen und bauten, Freude halten an ge
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dicht aufgedonnert und prunkend, aber kern
haft und stark. Vom tinkweiler, dem einzig
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teiie, der sich durch viele kleine Iiäuserkom-
fdexe, die durch schmale, kurze Gässchen ge
trennt sind, auszeichnet, über den Clausstaden
bis zum Schiffleutstaden istes eine ganzeStrecke
Wegs, die aber dem andächtigen Beschauer
des Interessanten genug bietet. Verwachsen
mit dem Finkweiler sind die Pompiers,
deren Villa am Staden sich in den Fluten
der 111 widerspiegelt, und die in der Abend
slille ihre Pfeifchen rauchen und nach dem
Kleinen Frankreich hinüberschauen, diesem
uralten Strassburger Viertel, wo die Schleu
sen an den Dunzenmühle ihre monotone
Weise rauschen und dasselbe mit seinen
bejahrten Häuschen, in denen Gerber und
Dessins L. Ph. Kamm
D ’ald Biadaao am Wasserzoll
l’ kann sie nie gernte bcdraachde,
V waiss nit uas i denke soll, —
’s isch aani vun de schoenschtcDraachde
Dort d’atd Bladaan am Wasserzoll;
ln grönje Boot steht sie im Wetter,
Stolz wie e Palm m Barredfis
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Sie singe noch e-n-aldi W'is.
(«BissaU?). Alb. M.
Weber einst gute Freundschaft hielten, in
den Schlaf wiegen. Die Staden entlang
grüssen uns die alten Waschpritschen, schon
im Jahre 1427 erwähnt, die an einzelnen
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schimmern. Am Tage regt sich hier vic-I
fleissige Arbeit und sie hallen vom Seifen,
Spülen, Schwatzen und Singen der lustigen
Waschweiblein. Wer von der heutigen Gene
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Hier wohnte 1418 Kaiser Sigis
mund und 1681 König Lud
wig XIV. Das DraehensclilÖssel
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L'eezinsky. und auf dem Balkon
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oft seine Tochter Maria am
Spinnrocken sehen, während
die Abgesandten Ludwigs XV.
die Feierlichkeiten vorbereite
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mit dem König begleiten sollten.
Die Rabeftbrücke soll unser
Interesse noch mehr in An
spruch nehmen; an dieselbe,
die heute den stärksten Ver
kehr aller Strassburger Brücken
aufweist, und die wohl eine
der ältesten unserer Stadt ist,
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gen der Fülle. Urkundlich wird
sie bereits 1308 unter dem Na
men SchinIhrücke erwähnt. Sie
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hunderte mehrmals die Be
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1816 den Namen Pont du Cor-
beau oder Rabenbrücke erhielt.
Schon seit undenklichen Zeiten
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kleine Baracken, in welchen
bescheidene Kaufleute ihr Brot
zu verdienen suchten. Der
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beiden Seiten derselben die
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den Nomen Schintbriicke. Sie diente dem
Scharfrichter, dem «Schinder», zum Voll
strecken verschiedener Strafen, die gegen
allerhand Verbrecher ausgesprochen wurden.
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